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    The Blue House by Sean Griffiths: «Aussen South Park, innen Adolf Loos.»

    Verspielte Heiterkeit nach aussen, kultivierte Strenge im Inneren. Der programmatische Ansatz von FAT Architecture manifestierte sich im Bau des Blue House. FAT – ein Akronym für Fashion Architecture Taste – wurde Mitte der 1990er-Jahre gegründet. Co-Founder Sean Griffiths konzipierte das Haus 2002 für sich und seine Familie. Dieses Haus ist ein Beispiel dafür, wie relevante Architektur ihre eigene Zeit reflektiert: das Mindset, die Kultur, die Politik, und sie gar zu transformieren vermag. 

     

    Konzipiert in einer Phase kulturellen Optimismus’ und stilistischer Grenzerweiterungen, atmet das Haus die Atmosphäre von Cool Britannia und YBA, deren Aufbruchsstimmung London zur coolsten Metropole Europas stilisierte. Bethnal Green, historisch ein Arbeiterviertel mit viktorianischen Terrassenhäusern, nahe Shoreditch und Hackney, befand sich mitten im Wandel. Ein neues urbanes Selbstverständnis befeuerte die Gentrifizierung.

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    Details

    Ortschaft
    London, United Kingdom
    Architektur
    FAT (Fashion Architecture Taste)
    Preis
    GBP 3'700'000
    Ortschaft
    Bethnal Green, London E2 9AQ, United Kingdom
    Baujahr
    2002
    Erweiterung
    2019, Sean Griffiths mit Modern Architect
    Grundstücksfläche
    135.5 m²
    Wohnfläche
    213.50 m²
    Gartenfläche
    79.20 m²
    Zimmer
    7
    Schlafzimmer
    4
    Badezimmer
    3
    WC's
    2
    Geschosse
    4
    Küchen
    2
    Innenhöfe
    2
    Balkon
    1
    Dachterasse
    1
    Heizung
    Gas
    Wärmeverteiler
    Über Radiatoren, Bodenheizung Dachgeschoss
    Isolation
    70 mm Hohlraumwand
    Einzugsdatum
    Nach Vereinbarung
    Fotos
    © Edmund Sumner

    Status

    Verkauf
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    Wie ich mich in diesem Haus fühle

    Die Silhouette eines traditionellen Giebelhauses klebt auf der Fassade des Blue House. Drei Fenster formen Augen und Mund. Dieses Haus lacht über sich selbst! Darüber ein streng gerastertes Fensterband, das an den Typus Bürogebäude erinnert. Links die kleine Eingangstür, rechts der Zugang zum Hof – weitergeführt als Zaun und gekrönt von einer Wolkenform. Die blaue Fassade wird nie verbleichen: sie besteht aus Kunststoffriemen und ist mit einer Holzstruktur bedruckt. 

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    Weitere Krönlein-Cutouts sitzen am oberen Ende des Hauses in Richtung Innenhof. Als hätte ein Kind das Haus mit Karton und Schere entworfen. Offiziell imitieren die Cutouts eine Postkarte aus Amsterdam. Griffiths meint, die Inspiration sei der “Pub down the road”. Der Effekt ist roh, absurd, übertrieben, subversiv.

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    Wohnbühne

    Ich betrete den Innenhof durch das Tor und sehe rechts eine Miniatur des Blue House: der Gartenschopf. Eine Eiche spendet Schatten. Eintritt ins Haus nach links. Der Grundriss ist zugleich einfach und komplex. Räume falten sich ineinander, Stützen ersetzen Wände, Spiegel erzeugen Illusionen, Licht fällt aus unerwarteten Richtungen. Ein properer Balkon richtet sich nicht nach aussen, sondern überblickt den Dining Space. Türen und Wände in unterschiedlichen Grössen und Farben erinnern an Gordon Matta-Clarks dekonstruktive Interventionen. Es wirkt alles surreal und ich fühle mich wie Mary Poppins in einer Puppenstube. Landschaftsarchitektin Lynn Kinnear, eine der Bewohnerinnen, beschrieb das Haus als „Bühnenbild“, Griffiths selbst spricht von einem „Gebäude im Gebäude“. Das architektonische Konzept ist versatil: Der Wechsel zwischen Leben und Arbeiten, Privatheit und Gemeinschaft ist gleitend. Ein Kosmos zum Sein im eigenen Tempo. Ein wunderbarer Ort zum Leben und Arbeiten. 

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    Giving big sky

    20 Jahre später ergänzte Griffiths das Haus mit einem Aufbau: die vierte Etage. Der Popcorn-Verputz mit ockerfarbenen Rahmen zitiert das frühere Strandhaus der Familie in Kent – ein privater Sehnsuchtsort. Die Dachterrasse öffnet den Blick in den Himmel, „giving big sky again“, sagte Kinnear. Den neuen Raum nutzte sie als Atelier und Bibliothek. Die Farben wurden von der Küche ihrer Grossmutter übernommen. Gemüsebeete auf der Terrasse verknüpfen Stadt und Natur. Der Blick ruht auf der Skyline Londons. Der Aufsatz hat das Haus verändert: Nach oben hin wird es lichter, grosszügiger, transparenter.

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    Das Studio

    FAT Architecture, gegründet 1995 und aufgelöst 2013, war ein legendäres Studio, hat viele Preise gewonnen. Superleicht und geistreich vermengte es Popkultur, Shoppertainment, und architektonischen Narzissmus. Kunden wie Tate, Selfridges, Grosvenor oder die Stadt Rotterdam wollten den Mix aus Radikalität und Humor. The Blue House war FAT’s erstes bedeutendes Bauprojekt. Seine Relevanz und seine gewagte Haltung hat es bis heute bewahrt.

     

    Co-Founder Sean Griffiths gründete 2014 sein neues Architektur- und Designbüro Modern Architect. Er ist Professor für Architektur an der University of Westminster und war zuvor Gastprofessor für Architectural Design an der Yale University. Das aktuellste Projekt des Büros, 2025 vollendet, ist ein Bau mit Galerien, Studios und Gemeinschaftsräumen für das Northampton Arts Collective.

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    Bethnal Green – seriously cool

    The Blue House steht an einer Wohnstrasse, die von der Hackney Road abgeht. Das Grundstück ist L-förmig. Hier stand einst der Schuppen eines Metallarbeiters. Früher war diese Gegend voller Fertigungsbetriebe und Werkstätten. Anfang der 90er Jahre war Alexander McQueen mit seinem Studio am Hoxton Square einer der ersten Modemacher, der sich im Osten niederliess. Heute ist East London – und grade die Seitenstrassen der Hackney Road – ein chices etabliertes Viertel. 

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    Viktorianische Backsteinhäuser, transformierte Lagerhäuser, Cafés, Bars, Boutiquen, Buchhandlungen und Restaurants mit Michelin-Sternen. Der Gherkin von Norman Foster ist nah und omnipräsent. Der Columbia Road Flower Market liegt gleich um die Ecke. Der Broadway Market, London Fields und Victoria Park sind zu Fuss erreichbar. Die nächste U-Bahn-Station ist Bethnal Green und die Overground-Stationen Cambridge Heath und Hoxton Station sind ebenfalls nicht weit.

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    Eine Londoner Ikone

    The Blue House markiert einen Moment in Londons Architekturgeschichte, als Mut, Experiment und Freiheit normal waren. Gebaut vor explodierenden Bodenpreisen und restriktiver Planungs-politik, bleibt es ein Haus, das zugleich in und ausserhalb seiner Zeit einfach besteht. „Selbstzertifizierte Hypotheken waren damals sehr hilfreich“, lacht Griffiths. The Blue House ist eine Ikone – als Wohnhaus und als Manifest einer architektonischen Courage, die sich nicht wiederholen lässt.

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    Raumprogramm

    Geschoss 1: Eingang durch den Hof mit Miniatur-Geräteschuppen. Wohnraum mit kleinem Patio, offene Küche und Essbereich, Vollbad. Zwei Treppen, eine davon mit dramatischer Blickachse.

    Geschoss 2: Zwei flexible Schlafzimmer, Dusch-/Ankleideraum, separates WC.

    Geschoss 3: Master bedroom mit Einbauschrank, Studio mit Küche, Nasszelle, separates WC, Flur.

    Geschoss 4: Studio mit Balkon und grosszügigem Dachgarten mit Panoramablick über London.

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